Hallo Follower der Blogtour!
Schon gespannt, was in diesem Blog über
das wunderbare Buch MICRO
von Michael Crichton stehen wird? Ich auch! Lass uns also
anfangen und nicht trödeln.
Mein bescheidener Beitrag zur Tour
befasst sich mit der Frage, wie sehr der unter tragischen Umständen
hinzugeholte Co-Autor Richard Preston Hand am Buch angelegt hat und
ob man dies auch merkt. Desweiteren wird MICRO auf eine harte Probe
gestellt und mit den anderen Werken, vornehmlich den
'SciFi-Thrillern', von M.C. verglichen.
Eines vorweg, um die Neueinsteiger zu
belehren: Michael Crichton, im Verlauf des Blogs mit M.C. abgekürzt,
hatte nicht etwa zu wenig Ideen oder keine Lust mehr, das Buch zu
beenden, sondern verstarb im zarten Alter von 66 Jahren, an den
Folgen eines Lungentumors erliegend, im Jahre 2008. Zwei Bücher sind
seitdem posthum aus seinem Nachlass erschienen, das eine ist GOLD,
eine Abenteuerstory mit Piraten und all dem Schnickschnack und das
andere Buch, tja, das war noch nicht komplett fertig geschrieben,
dafür musste dann ein weiterer Autor herhalten, um es
Thrillertypisch fertigzustellen. Dieses jenige welche bildet den
Rahmen für die Blogtour: MICRO.
Teil 1: Kurze (!) Inhaltswiedergabe,
Achtung Spoiler!
Auf der wunderschönen Hawaii-Insel
O'ahu hat eine Firma, deren Namen wir nicht nennen, Labore und
Gebäude und überhaupt ihren kompletten Hauptsitz hingesetzt. Was
sie genau machen, sagen wir jetzt nicht, nur so viel: Sie haben auch
Aufträge für das US-Militär, also muss doch in dieser Firma
ordentlich was drinstecken! Wie dem auch sei, drei Menschen sterben,
mit ordentlich Blut an .. naja.. überall liegen sie in einem
verschlossenen Raum, keiner führt den Wunden entsprechende Waffen
mit sich, also was zur Hölle ist geschehen!?
Doch diese drei interessieren nicht,
Hauptaugenmerk liegt auf einer 7-köpfigen
Wissenschaftsstudentengruppe, von denen 6 mit Naturwissenschaften
etwas am Hut haben und einer mit Linguistik. . . Nichts gegen
Linguisten, aber dieser Kerl bekommt von mir den Preis für den
nervigsten Vollarsch des Jahres. Das Buch will ihm auch den Preis
geben, es verschleiert nicht einmal, es will auch nicht seine guten
Seiten zeigen, wo auch immer der Kerl geht und fällt, nervt er.
Grrr...
Whatever, durch eine clevere
Verkaufsstrategie (mit Ferraris.. bitches love ferraris..!) werden
sie nach Hawaii gelockt, um unter Umständen bei dieser supertollen
Firma später zu arbeiten! Döpdödööööh! Problem dabei: Einer
unserer Wissenschaftsgruppenstudenten mit dem klingenden Namen Peter
hat einen Bruder, der erfolgreich bei dieser Firma arbeitet und einen
Tag, bevor unsere Helden nach Hawaii fliegen, bei einem Bootsunfall
umkommt. Und so nimmt das Drama seinen Lauf....
[mega spoiler] Die Firma kann nämlich
Dinge schrumpfen, ein Mensch kann dabei auf eine Größe von 1,3cm
geschrumpft werden und da unser Peter zu viel schnüffelt und der
Chef der Firma ein riesen Arsch ist, werden die 7 Studentenfreunde +
ein Mitarbeiter kurzerhand auf eben jene 1,3cm verkleinert und im
Dschungel Hawaiis ausgesetzt. Bumms. Problem. Was dann noch passiert
und wie sie sich befreien und warum Vögel extrem gruselig klingen,
wenn man klein ist, das und vieles mehr erfahrt ihr im Roman.
Teil 2: Richard Preston und sein
Einfluss
Lange Zeit dachte ich mir "Wer ist
Richard Preston und wann merkt man, dass ein MC nicht mehr die Worte,
die die Seiten bepflastern, ausgesponnen hatte?". Und dann
rückte das Ende näher. Wirklich, der Einfluss von Richard Preston
ist im dritten Teil des Buches deutlich erkennbar an der
kurzsätzigen Wiedergabe des Geschehens. Beispiel der Realität:
Alpha schreibt für den Blog. Er überlegt, wie man Prestons
Schreibstil korrekt wiedergeben kann. Die Katze schleicht sich an.
Alpha nimmt die Katze hoch und legt sie neben sich auf die Couch. Sie
schnurren gemeinsam, als Alpha endlich eine Idee kam.
Ich habe keine Katze, aber in etwa mit
dieser Technik schreibt Preston. Relativ kurze Sätze, in denen das
Geschehen rundherum wiedergegeben wird. Das ist zwar für
handelsübliche Thriller ganz nett ist, aber mit dem gängigen Duktus
von Crichton hat(te) das eher weniger zu tun, vermutlich wäre mir
nie aufgefallen, dass ein zweiter Autor mit dransitzt, aber mit
diesen offensichtlichen Hinweisen ist es ein leichtes, Preston zu
identifizieren.
Mit mehr Ruhm hat sich der Co-Autor
auch nicht bekleckern können, schließlich ist die Story vorgesetzt,
er muss halt "den Code komplettieren und die Lücken füllen"
(Sidekick Jurassic Park). Mich interessiert es sehr, wie weit das
Buch fertiggestellt war, als MC 2008 verstarb. Gab es nur ein Exposè?
Waren es schon komplett fertige Teile? Hatte er nur das Vorwort nicht
ganz vollenden können und Preston dann nur den Job eines
überbezahlten Korrekturlesers gegeben? Viele Fragen, keine
wirklichen Antworten (wenn man nicht den Verlag in den USA anruft und
recherchiert..), letztlich ändert es auch nicht am Endprodukt, das
uns in knapp 550 Seiten vorliegt.
Teil 3: Einflüsse voriger Bücher
3.1. Die Vermischung von Wissenschaft
und Thriller
Die Vermischung von wissenschaftlicher
Fiktion und dem Genre Thriller ist für manche Leser sicher eine
Umstellung, da sie beim gängigen Thriller mit dem gewohnten Kampf
zwischen Gut und Böse, Wahnsinn und Vernunft, Kaltblütigkeit und
Nächstenliebe gehen wollen. Crichtons Thriller heben das Ganze noch
auf eine höhere Stufe. Durch die Einbindung von Wissenschaft wird
eine Ebene geschaffen, mit der man sich als Leser erst einmal
auseinandersetzen muss. Oft fehlen bei Crichton'schen Thrillern auch
mal die sichtbaren humanoiden Antagonisten, sondern werden durch
kleine, selbstdenkende Nanoroboter (Beute)
oder aus einer prähistorischen
Welt in eine künstlich erschaffene Jetzt-Zeit geworfene
Riesenechsen. Hat man sich erst mit der Tatsache abgefunden, dass
man eben NICHT Teil der Gedankenwelt der Bösen ist, dass man mit
ansehen muss, was die Helden im Buch erleiden müssen (wobei hier
sicher das absolvierte Medizinstudium Crichtons für leckere
Kopfkinosequenzen gesorgt haben wird), kann man sich auch ohne
Umschweife dem Rest des Buches widmen. Da "MICRO" bereits
mein 15. Buch von Michael Crichton war, war diese Umgewöhnung für
mich kein Thema mehr, aber sicher ist für einige Neuleser eines
Michael Crichton-Romans es eine Umstellung, wenn die Protagonisten in
einem Thriller [ACHTUNG, SPOILER] auf etwa 1cm Körpergröße
geschrumpft werden.
3.2. Der Handlungsort
Schauplatz der Haupthandlung ist die
tropische Inselgruppe von Hawaii, genauer die Insel Oahu. Diese
Verbindung von technischem Wirtschaftsunternehmen und anschließender
Katastrophe lässt Verbindungen mit seinem größten (finanziellen)
Erfolg Jurassic Park/Dino Park schließen, dessen Verfilmung immerhin
auf Kaua'i realisiert wurde. Es gibt noch einen weiteren Roman von
Crichton, der im Urwald spielt, Kongo, aber die größeren Parallelen
im Bezug auf Handlungsort und Handlung bestehen zwischen MICRO und
Jurassic Park.
P.S.: Wenn ihr das lest und euch denkt
"Ach... Jurassic Park muss ich mir als Buch nicht geben, habe ja
den Film schon dutzende Male gesehen..", hier ein ehrliches
Statement meinerseits: QUATSCH! Wirklich, wenn ihr auf Thriller mit
wissenschaftlichem Background steht oder schon immer mal etwas über
die Chaostheorie wissen wolltet, euch entsprechende Sachbücher aber
zu trocken sind, dann greift zu "Dino Park" oder Jurassic
Park (je nach Ausgabe verschieden).
Der Punkto Chaostheorie bringt uns auch
zum letzten großen Teil dieses Blogs:
3.3. Angeführte Quellen und die
immense Recherchearbeit eines Michael Crichton
Die ersten hundert Seiten wird euch
sicher nicht entgangen sein, dass extrem viele Fachtermini fallen,
viele Erklärungen und theoretisches Blabla aus Biologie, Chemie und
so weiter. Das ist nicht blind aus der Luft geangelt, das wurde von
MC Seite für Seite recherchiert in entsprechender Fachliteratur,
Vorträgen, Sachbüchern und und und. Das glaubt ihr nicht? Dann
macht mal den Spaß und schlagt die letzten Seiten des Buches auf,
dann wird euch ein netter Anhang entgegenspringen mit mehreren
Quellenverzeichnissen (SO geht das, Herr von und zu Guttenberg!),
welche auf die im Roman angesprochenen Theorien hinweisen. Dies zeigt
mehr als deutlich die Absicht von MC, die Fiktion, so abwegig sie im
Laufe des Romans wird, so nah wie möglich an die Realität zu
führen.
Dass ein MC mit seinen Romanen des
öfteren an die Grenze der menschlichen (oder amerikanischen)
Akzeptanz rutschte (trotz belegender Quellen) lässt sich bei keinem
anderen Roman aufzeigen als beim 2004 erschienenen Welt
in Angst. Ein kurzer Klick auf die Amazon-Seite und ein noch
kürzerer Blick auf die Bewertungsstatistik zeigt, dass auch
hierzulande das Buch einerseits umjubelt wird und andererseits
gnadenlos verrissen im Bücherschrank verstauben soll. 22
5-Sterne-Kritiken, 22 1-Sterne-Kritiken, ja wie denn jetzt?! Das Buch
befasst sich mit der schon damals heiklen Thematik des Klimawandels
und (aufgepasst) der medialen Macht, die einen davor Angst haben
lassen soll, wie sie es gerne hätten, etc.
In den längeren Monologen der
Charaktere stapeln sich die provokanten, mit Fußnoten versehenen
Theorien, Klarstellungen, und schaffen somit ein Werk, dass
erschüttert, aufrüttelt und den inneren Glauben an das Gute im
Menschen um 180° verdreht. Wie aussagekräftig diese Theorien und
Klarstellungen sind, zum Beweis dazu hatte er die Chance in einer
Debatte mit dem Titel "Global Warming is Not a Crisis".
Das Publikum war anfangs zu 57% auf der Seite der "Stimmt so
nicht, Globale Erwärmung IST eine Krise!"-Leute. MC war Teil
der "Ist keine Krise!"-Mannschaft. Am Ende gewann das Team
um MC mit 46 zu 42%, die verbliebenen 2% enthielten sich.
Kleiner privater
Sidekick: nachdem ich das Buch verschlungen hatte, konnte ich das
gewonnene Wissen in Verbindung mit netten, aufschlussreichen
Statistiken und einigen Beispielen aus dem Roman im
Geografie-Unterricht verwenden und eine ähnliche Debatte unter dem
Motto, welchen großen Anteil der Mensch nun am Klimawandel habe,
klar gewinnen. Michael, wenn du im Himmel den Blog liest, Danke
dafür! :-)
Dies war mein bescheidener Beitrag zur
Blog-Tour von blogtour2011.wordpress.com, schaut unbedingt noch in
die anderen Veröffentlichungen rein, viel Spaß noch auf dem
weiteren Leseweg und schaut ruhig mal in die anderen Machwerke von
Michael Crichton rein – es wird sich lohnen.