Montag, 23. April 2012

Beitrag zur Blog-Tour 2012 - Michael Crichtons MICRO

Hallo Follower der Blogtour!

Schon gespannt, was in diesem Blog über das wunderbare Buch MICRO von Michael Crichton stehen wird? Ich auch! Lass uns also anfangen und nicht trödeln.

Mein bescheidener Beitrag zur Tour befasst sich mit der Frage, wie sehr der unter tragischen Umständen hinzugeholte Co-Autor Richard Preston Hand am Buch angelegt hat und ob man dies auch merkt. Desweiteren wird MICRO auf eine harte Probe gestellt und mit den anderen Werken, vornehmlich den 'SciFi-Thrillern', von M.C. verglichen.

Eines vorweg, um die Neueinsteiger zu belehren: Michael Crichton, im Verlauf des Blogs mit M.C. abgekürzt, hatte nicht etwa zu wenig Ideen oder keine Lust mehr, das Buch zu beenden, sondern verstarb im zarten Alter von 66 Jahren, an den Folgen eines Lungentumors erliegend, im Jahre 2008. Zwei Bücher sind seitdem posthum aus seinem Nachlass erschienen, das eine ist GOLD, eine Abenteuerstory mit Piraten und all dem Schnickschnack und das andere Buch, tja, das war noch nicht komplett fertig geschrieben, dafür musste dann ein weiterer Autor herhalten, um es Thrillertypisch fertigzustellen. Dieses jenige welche bildet den Rahmen für die Blogtour: MICRO.

Teil 1: Kurze (!) Inhaltswiedergabe, Achtung Spoiler!

Auf der wunderschönen Hawaii-Insel O'ahu hat eine Firma, deren Namen wir nicht nennen, Labore und Gebäude und überhaupt ihren kompletten Hauptsitz hingesetzt. Was sie genau machen, sagen wir jetzt nicht, nur so viel: Sie haben auch Aufträge für das US-Militär, also muss doch in dieser Firma ordentlich was drinstecken! Wie dem auch sei, drei Menschen sterben, mit ordentlich Blut an .. naja.. überall liegen sie in einem verschlossenen Raum, keiner führt den Wunden entsprechende Waffen mit sich, also was zur Hölle ist geschehen!?
Doch diese drei interessieren nicht, Hauptaugenmerk liegt auf einer 7-köpfigen Wissenschaftsstudentengruppe, von denen 6 mit Naturwissenschaften etwas am Hut haben und einer mit Linguistik. . . Nichts gegen Linguisten, aber dieser Kerl bekommt von mir den Preis für den nervigsten Vollarsch des Jahres. Das Buch will ihm auch den Preis geben, es verschleiert nicht einmal, es will auch nicht seine guten Seiten zeigen, wo auch immer der Kerl geht und fällt, nervt er. Grrr...
Whatever, durch eine clevere Verkaufsstrategie (mit Ferraris.. bitches love ferraris..!) werden sie nach Hawaii gelockt, um unter Umständen bei dieser supertollen Firma später zu arbeiten! Döpdödööööh! Problem dabei: Einer unserer Wissenschaftsgruppenstudenten mit dem klingenden Namen Peter hat einen Bruder, der erfolgreich bei dieser Firma arbeitet und einen Tag, bevor unsere Helden nach Hawaii fliegen, bei einem Bootsunfall umkommt. Und so nimmt das Drama seinen Lauf....
[mega spoiler] Die Firma kann nämlich Dinge schrumpfen, ein Mensch kann dabei auf eine Größe von 1,3cm geschrumpft werden und da unser Peter zu viel schnüffelt und der Chef der Firma ein riesen Arsch ist, werden die 7 Studentenfreunde + ein Mitarbeiter kurzerhand auf eben jene 1,3cm verkleinert und im Dschungel Hawaiis ausgesetzt. Bumms. Problem. Was dann noch passiert und wie sie sich befreien und warum Vögel extrem gruselig klingen, wenn man klein ist, das und vieles mehr erfahrt ihr im Roman.

Teil 2: Richard Preston und sein Einfluss

Lange Zeit dachte ich mir "Wer ist Richard Preston und wann merkt man, dass ein MC nicht mehr die Worte, die die Seiten bepflastern, ausgesponnen hatte?". Und dann rückte das Ende näher. Wirklich, der Einfluss von Richard Preston ist im dritten Teil des Buches deutlich erkennbar an der kurzsätzigen Wiedergabe des Geschehens. Beispiel der Realität: Alpha schreibt für den Blog. Er überlegt, wie man Prestons Schreibstil korrekt wiedergeben kann. Die Katze schleicht sich an. Alpha nimmt die Katze hoch und legt sie neben sich auf die Couch. Sie schnurren gemeinsam, als Alpha endlich eine Idee kam.
Ich habe keine Katze, aber in etwa mit dieser Technik schreibt Preston. Relativ kurze Sätze, in denen das Geschehen rundherum wiedergegeben wird. Das ist zwar für handelsübliche Thriller ganz nett ist, aber mit dem gängigen Duktus von Crichton hat(te) das eher weniger zu tun, vermutlich wäre mir nie aufgefallen, dass ein zweiter Autor mit dransitzt, aber mit diesen offensichtlichen Hinweisen ist es ein leichtes, Preston zu identifizieren.

Mit mehr Ruhm hat sich der Co-Autor auch nicht bekleckern können, schließlich ist die Story vorgesetzt, er muss halt "den Code komplettieren und die Lücken füllen" (Sidekick Jurassic Park). Mich interessiert es sehr, wie weit das Buch fertiggestellt war, als MC 2008 verstarb. Gab es nur ein Exposè? Waren es schon komplett fertige Teile? Hatte er nur das Vorwort nicht ganz vollenden können und Preston dann nur den Job eines überbezahlten Korrekturlesers gegeben? Viele Fragen, keine wirklichen Antworten (wenn man nicht den Verlag in den USA anruft und recherchiert..), letztlich ändert es auch nicht am Endprodukt, das uns in knapp 550 Seiten vorliegt.


Teil 3: Einflüsse voriger Bücher

3.1. Die Vermischung von Wissenschaft und Thriller

Die Vermischung von wissenschaftlicher Fiktion und dem Genre Thriller ist für manche Leser sicher eine Umstellung, da sie beim gängigen Thriller mit dem gewohnten Kampf zwischen Gut und Böse, Wahnsinn und Vernunft, Kaltblütigkeit und Nächstenliebe gehen wollen. Crichtons Thriller heben das Ganze noch auf eine höhere Stufe. Durch die Einbindung von Wissenschaft wird eine Ebene geschaffen, mit der man sich als Leser erst einmal auseinandersetzen muss. Oft fehlen bei Crichton'schen Thrillern auch mal die sichtbaren humanoiden Antagonisten, sondern werden durch kleine, selbstdenkende Nanoroboter (Beute) oder aus einer prähistorischen Welt in eine künstlich erschaffene Jetzt-Zeit geworfene Riesenechsen. Hat man sich erst mit der Tatsache abgefunden, dass man eben NICHT Teil der Gedankenwelt der Bösen ist, dass man mit ansehen muss, was die Helden im Buch erleiden müssen (wobei hier sicher das absolvierte Medizinstudium Crichtons für leckere Kopfkinosequenzen gesorgt haben wird), kann man sich auch ohne Umschweife dem Rest des Buches widmen. Da "MICRO" bereits mein 15. Buch von Michael Crichton war, war diese Umgewöhnung für mich kein Thema mehr, aber sicher ist für einige Neuleser eines Michael Crichton-Romans es eine Umstellung, wenn die Protagonisten in einem Thriller [ACHTUNG, SPOILER] auf etwa 1cm Körpergröße geschrumpft werden.

3.2. Der Handlungsort

Schauplatz der Haupthandlung ist die tropische Inselgruppe von Hawaii, genauer die Insel Oahu. Diese Verbindung von technischem Wirtschaftsunternehmen und anschließender Katastrophe lässt Verbindungen mit seinem größten (finanziellen) Erfolg Jurassic Park/Dino Park schließen, dessen Verfilmung immerhin auf Kaua'i realisiert wurde. Es gibt noch einen weiteren Roman von Crichton, der im Urwald spielt, Kongo, aber die größeren Parallelen im Bezug auf Handlungsort und Handlung bestehen zwischen MICRO und Jurassic Park.
P.S.: Wenn ihr das lest und euch denkt "Ach... Jurassic Park muss ich mir als Buch nicht geben, habe ja den Film schon dutzende Male gesehen..", hier ein ehrliches Statement meinerseits: QUATSCH! Wirklich, wenn ihr auf Thriller mit wissenschaftlichem Background steht oder schon immer mal etwas über die Chaostheorie wissen wolltet, euch entsprechende Sachbücher aber zu trocken sind, dann greift zu "Dino Park" oder Jurassic Park (je nach Ausgabe verschieden).
Der Punkto Chaostheorie bringt uns auch zum letzten großen Teil dieses Blogs:

3.3. Angeführte Quellen und die immense Recherchearbeit eines Michael Crichton

Die ersten hundert Seiten wird euch sicher nicht entgangen sein, dass extrem viele Fachtermini fallen, viele Erklärungen und theoretisches Blabla aus Biologie, Chemie und so weiter. Das ist nicht blind aus der Luft geangelt, das wurde von MC Seite für Seite recherchiert in entsprechender Fachliteratur, Vorträgen, Sachbüchern und und und. Das glaubt ihr nicht? Dann macht mal den Spaß und schlagt die letzten Seiten des Buches auf, dann wird euch ein netter Anhang entgegenspringen mit mehreren Quellenverzeichnissen (SO geht das, Herr von und zu Guttenberg!), welche auf die im Roman angesprochenen Theorien hinweisen. Dies zeigt mehr als deutlich die Absicht von MC, die Fiktion, so abwegig sie im Laufe des Romans wird, so nah wie möglich an die Realität zu führen.

Dass ein MC mit seinen Romanen des öfteren an die Grenze der menschlichen (oder amerikanischen) Akzeptanz rutschte (trotz belegender Quellen) lässt sich bei keinem anderen Roman aufzeigen als beim 2004 erschienenen Welt in Angst. Ein kurzer Klick auf die Amazon-Seite und ein noch kürzerer Blick auf die Bewertungsstatistik zeigt, dass auch hierzulande das Buch einerseits umjubelt wird und andererseits gnadenlos verrissen im Bücherschrank verstauben soll. 22 5-Sterne-Kritiken, 22 1-Sterne-Kritiken, ja wie denn jetzt?! Das Buch befasst sich mit der schon damals heiklen Thematik des Klimawandels und (aufgepasst) der medialen Macht, die einen davor Angst haben lassen soll, wie sie es gerne hätten, etc.
In den längeren Monologen der Charaktere stapeln sich die provokanten, mit Fußnoten versehenen Theorien, Klarstellungen, und schaffen somit ein Werk, dass erschüttert, aufrüttelt und den inneren Glauben an das Gute im Menschen um 180° verdreht. Wie aussagekräftig diese Theorien und Klarstellungen sind, zum Beweis dazu hatte er die Chance in einer Debatte mit dem Titel "Global Warming is Not a Crisis". Das Publikum war anfangs zu 57% auf der Seite der "Stimmt so nicht, Globale Erwärmung IST eine Krise!"-Leute. MC war Teil der "Ist keine Krise!"-Mannschaft. Am Ende gewann das Team um MC mit 46 zu 42%, die verbliebenen 2% enthielten sich.
Kleiner privater Sidekick: nachdem ich das Buch verschlungen hatte, konnte ich das gewonnene Wissen in Verbindung mit netten, aufschlussreichen Statistiken und einigen Beispielen aus dem Roman im Geografie-Unterricht verwenden und eine ähnliche Debatte unter dem Motto, welchen großen Anteil der Mensch nun am Klimawandel habe, klar gewinnen. Michael, wenn du im Himmel den Blog liest, Danke dafür! :-)

Dies war mein bescheidener Beitrag zur Blog-Tour von blogtour2011.wordpress.com, schaut unbedingt noch in die anderen Veröffentlichungen rein, viel Spaß noch auf dem weiteren Leseweg und schaut ruhig mal in die anderen Machwerke von Michael Crichton rein – es wird sich lohnen.