Freitag, 26. Februar 2010

Und täglich grüßt die Schnelllebigkeit...

Es ist eines meiner Lieblingsthemen und ich werde in den (wohl) folgenden Posts sicherlich öfter darauf zurückkommen, deshalb nun als erster Beitrag: Die Schnelllebigkeit und ihre Tücken!

Man kann so viel damit erklären - wenn man sich nur darauf einlässt, sich mit ihr zu beschäftigen. Und ich meine nicht die inkompetente Regierung. Gemeint ist die Gesellschaft der Zweit-Mobiltelefon-Besitzer, Immer-beschäftigt-Laptopnutzer und allgemein derer, die nach dem Motto handeln "Zeit ist Geld, Geld hamma nich, also müss'ma die Zeit rationieren, um mehr Geld, also mehr Netto vom Bruttto oder am besten gleich mehr Netto als Brutto zu haben!". Also die Jetzt-Gesellschaft. Willkommen!

Diese ganze Scheiße mit "Quantität statt Qualität" fängt doch schon bei der Jugend an! Bloß viele Schüler in einer Klasse haben! Schnell alle durchwinken, damit die Arbeitsämter noch voller werden!
Und die Kinder absorbieren ja regelrecht diesen Quantitätsvorzug - schon mal eine gewöhnliche SMS von heute gelesen? "hahaha, voll geil, oke bis gleich!" (und das war noch ein satzzeichenmäßiges Meisterstück) oder folgenden SMS-Dialog "Oke, wi treffen uns gleich!!" - "Wo???" - "Na Bahnhof!!!" - "Welchen jetz?!" - "Mitte!!" (später) "Wo stehst du???" - "Hier!"

Vor nicht allzu langer Zeit gab es noch regelmäßige Brieffreundschaften, ein Brief alle zwei Wochen, da wurde geschrieben, bis die Feder glühte, man schrieb alles auf, in den interessantesten Satzkombinationen, um ja kein Ereignis, kein Gefühl auszulassen. Und heute? Stelle man sich nur vor, eine SMS wäre so groß wie ein Brief, die meisten Jugendlichen würden unter einer Lawine von Briefen begraben sein und elendig verhungern!
Zu verdanken haben wir das alles (natürlich) der Industrie. Handy-Flatrates bringen die Kunden dazu, aus Bequemlichkeit immer kürzere Nachrichten zu verschicken; der Winter-Schlussverkauf setzt bereits im Dezember ein, zu einer Zeit, zu der es in Deutschland gerade mal in Bayern ein bisschen schneit; Abkürzungen bestimmen das Sein, um in einer Minute möglichst viele Zeichen und möglichst wenig Sinn zu verbraten (wo wir wieder beim SMS-Prinzip wären). Alles schnell, alles eilig, bloß nicht nachdenken, was man macht. Komponisten sollen die unmenschliche Aufgabe vollbringen, binnen zwei-drei Wochen einen Film musikalisch-dramatisch zu unterlegen(!!!). Ein stabiles Gebäude im Zentrum Berlins soll in wenigen Monaten einem Schloss Platz machen (haha, Berlin, haha). Weitere Beispiele kann sich der ehrenwerte Blog-Leser doch bitte selbst machen.

Und da soll man nicht verrückt werden? Da soll man nicht schreien dürfen "SCHNAUZE, ICH BRAUCHE ZEIT FÜR MICH!"? Wenn alles an einem vorbeirast, weil das eigene Denken nicht rückschrittlich, aber doch qualitativ hochwertig agieren möchte, darf man nichs sagen? Kein Stopp, kein Halt? Was, wenn der perfekte Partner schnurstraks an einem vorbeihuscht, weil die Sekunde nicht gepackt wurde, weil man gerade seinen Bachelor vorbereitet, weil der Vortrag von heute auf morgen fertig sein muss? Wo bleibt das Menschliche im menschlichen System der Demokratie?