Warum über etwas
schreiben, worüber momentan die ganze Medien/Filmwelt faselt? Weil
man seine eigene Meinung gerne vertreten will. Und sieht man die
Schlagzeilen einiger großer Newsseiten, wirkt der vierte Teil des
Jurassic Park-Franchises wie ein großes, fettes "Meh".
Auch ein gemochter YouTube-Kritiker wie Jeremy Jahns gab dem Film
"nur" sein 4.-bestes Rating (oder andersherum gesehen, sein
drittschlechtestes) und empfiehlt den Film als gute Zeit –
wenn man betrunken ist. Also eher Erwartungen senken? Generell ein
guter Tipp, wenn eine Fortsetzung erst nach über 10 Jahren
realisiert wurde. Wichtiger ist doch für mich die Frage, ob MEINE
Erwartungen erfüllt wurden. Gehen wir dafür etwas zurück und
plaudern aus dem alphantastischen Nähkästchen.
Ich habe den ersten
Teil im Erscheinungsjahr 1993 nicht im Kino gesehen. Von dessen
Existenz erfuhr ich erst später, als die ersten
Fernsehausstrahlungen kamen. Von da an war ich Feuer und Flamme für
Jurassic Park. Ebenso für seinen Nachfolger, den ich ebenso nicht im
Kino sah (sehen durfte? Hm). Auch dies genoss ich erst später via
VHS. Den dritten Film (für mich persönlich eher enttäuschend) sah
ich dafür zwei Mal... Einfach... einfach so. Es war eine Erfahrung,
aber definitiv nicht die gleiche, die andere Leute mit dem ersten
Teil hatten. Da war alles neu und noch nie gesehen! Ähnlich wohl wie
2009 mit AVATAR in 3D. Aber kommen wir zurück zum eigentlicen corpus
delicti: Ich war von einem vierten Jurassic Park-Film ab der ersten
Sekunde an gehyped. Verfolgte die Vorgänge, trauerte um den Verlust
von Michael Crichton und biss mir in die Hand, als JP4 auch deshalb
auf Eis gelegt wurde, spürte mein Herz vor Freude hüpfen, als es
doch wieder aufgegriffen worden ist. Den Teaser zum dann fertigen
JURASSIC WORLD habe ich immer und immer wieder angesehen, die
Begeisterung stieg von Woche zu Woche, der 11.6.2015, WAS FÜR EIN
TAG! Nach 14 Jahren das ersehnte Wiedersehen mit genetischen Wesen!
Das klingt... unfröhlich? Aber wir lernen doch aus Buch und Film, dass
die Tiere im Jurassic Park/World immer wieder auf ihre künstliche
Erschaffung reduziert werden. Dass sich dadurch die "Erbauer"
gottgleich allem überlegen sehen. Willkommen in der
Selbstüberschätzung Mensch, die im JP-Franchise ihre
selbstgeschaffenen Alpträume bewundern darf. So in etwa würde es
ein zynischer Ian Malcolm/Michael Crichton betrachten.
Und auch im neuesten
Ableger zeichnet sich dieses Bild ab. Diesmal mit noch mehr Chaos und
Bedrohung, denn "der Park ist eröffnet"! Ein
funktionierender Jurassic Park mit verschiedenen Attraktionen und
einer bunten Auswahl an Dinosauriern – inklusive der alten Rex-Dame
aus dem ersten Teil, wie ihre Narben zeugen. Aber was ist das? Die
Besucherzahlen stagnieren bei 20 000 Besuchern am Tag? Die Aktionäre wollen einfach mehr? Da
gibt es doch etwas von Ratiopharm von Dr. Henry Wu,
dem eigentlichen Herrscher über den Jurassic Park, dem wahren
Schöpfer, dem Gen-Genie, erneut gespielt von B.D. Wong. Er hat mit seinem Team ein Lebewesen aus
verschiedenen Dinosauriern zusammengemixt und so den "INDOMINUS
REX" erschaffen. Problem dabei: Das Tier ist wahnsinnig gerissen
und sorgt nach seinem Ausbruch für das Desaster, an dessen Ende
die Jurassic World ihrem Ende entgegen strebt. Denn ganz nach
Murphy's Law geht bei den "Rettungsversuchen" alles schief,
was schief gehen kann.
Auf 124 Minuten habe ich
genau das bekommen, was ich wollte und erwartete. Einigen Leuten
könnte der Humor im Film sauer aufstoßen. Jenen Menschen sei
gesagt, dass der Film im Humorbereich ganz klar der Linie folgt, die
der sehr geschätzte und erfolgreiche MARVEL-Film GUARDIANS OF THE
GALAXY auch fuhr. Drama & Action überall, aaaaber mit coolen
Sprüchen und zwischenmenschlichen Sticheleien. Dass Chris Pratt auch
hier die Hauptrolle übernimmt, ist wohl schlicht dem Zeitgeist
zuzuschreiben. Er macht seine Sache gut, ebenso wie der ganze Cast
eine solide Performance abliefert. In einem Jurassic-Film erwarte ich
keine Story, die so tief ist, dass sie den Erdkern kitzeln möchte.
Ebensowenig erwartet man starke Charakterentwicklung. Man weiß schon vom
ersten Kennenlernen, wer der Coole, wer der Böse, wer der Vollarsch
ist. Klassisches Popcornkino halt. Für Nostalgiker gibt es überall
im Film "versteckte" Anspielungen auf den ersten Teil,
einige Sequenzen folgen klar der Bildsprache des Originals, was ich
als Fan der...naja, zweiten Stunde mit einem anerkennenden Schmunzler
akzeptieren konnte.
Ohne zu viel zu verraten, wird die Nostalgiekeule
teilweise sehr stark geschwungen, was den ein oder anderen zu
erschlagen droht. Hierzu zählt auch die Verwendung der Originalmusik
aus Teil 1, die meinen einzigen Kritikpunkt an JURASSIC WORLD
darstellt. Der Score von Michael Giacchino ist schön und gut in
Szene gesetzt – genutzte Samples aus dem ersten Film wirkten indes
etwas lasch, da hätte man sich eine bessere Verwendung, ähnlich der
Verwendung wie im letzten Harry Potter-Film gewünscht. Sieht man
über die Szenen allerdings hinweg, ist JURASSIC WORLD für mich
definitiv ein sehenswerter Actionfilm mit einer Menge Dino-Power und
einem Finalkampf, an dessen Ende ich mich kaum auf dem Sitz halten
konnte vor Begeisterung! Und das mach ich eigentlich eher selten im
Kino – man ist ja nicht alleine, nöch?
Für Fans von Jurassic
Park lohnt sich ein Gang ins Kino allemal, für die anderen emphielt
sich eher noch ein Überblick über Teil 1 und 2, bevor man den Film
schaut. Einfach zur Sicherheit. Wenn der Stil gefällt, ab ins Kino.
Ist es für einen dumm, dämlich und total bescheuert, kann man sich
das Geld sparen. Der Film erfindet das Kinorad definitiv nicht neu;
er macht es aber auch nicht kantiger.
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