Den Anfang der großen "Die Helden
des Alpha"-Reihe macht der begnadete Regisseur Darren Aronofsky.
Hier einfach seine Lebensdaten
runterzurasseln und dann nur ein wenig über die Filme zu lamentieren
wäre einfach falsch. Der Mann hat mich nicht durch seine Ehe
berührt, oder die Geburt seines Sohnes, sondern durch seine Werke.
Spot an!
Auf Aronofsky bin ich, so wie
wahrscheinlich die meisten von euch (?) über den Film REQUIEM FOR A DREAM gestoßen... und zu Requiem for a Dream bin ich
über YouTube gestoßen, da 70% der dramatischen Videos mit der
(schon lange Kultstatus erlangten) Filmmusik aus eben RfaD unterlegt wurden.
Also schnickeldischnack von einem
*hust* Freund *hust* den Film geliehen, witzigerweise auf Englisch...
und den Film reingezogen. Obwohl in Englisch sehend und somit dem Gesprochenen
nicht immer ganz folgen könnend, waren doch aber die Bilder einfach
grauenerweckend schön. Irgendwann habe ich mir auch die DVD des
Films besorgt zum Immer-wieder-anschauen und zum "He, schau mal,
der Film ist so Hammer...!"-Filmvorschlagen, wenn Freunde zu
Besuch sind. Und weil ich den Film auch mal auf Deutsch sehen wollte. Witzigerweise hat meine DVD keine englische Sprachausgabe. Man kann es einem aber auch nie rechtmachen..
Und so war ein Phänomen in mir
geboren, einfach IMMER auf einen D.A.-Film wie Bolle abzugehen.
Ich weiß nicht mehr, in welcher
Reihenfolge dann die Filme kamen, entweder vorerst PI oder THE FOUNTAIN, beide Filme haben mich aber so an
den Eiern gepackt, dass ich einem Darren Aronofsky wirklich jedes
Projekt zutrauen konnte. Er brachte mein Hirn zum Explodieren mit PI
(schöne Metapher, wenn man die mit unter letzte Szene bedenkt...)
und mein Herz zum Bluten mit THE FOUNTAIN. Wirklich wirklich, wer
diesen letzteren Film noch nie gesehen hat, gebt Bescheid, ich leih euch die
DVD oder bei guter Anbindung fahr ich zu euch und hau euch so lange
mit der DVD-Hülle auf den Kopf, bis ihr ihn sehen wollt!
Das
darauffolgende Projekt THE WRESTLER sorgte dann für
großen Wirbel in Hollywood, denn Señor Aronofsky hat es geschafft,
Mickey Rourke wieder zu etablieren und ihm zu einen Golden Globe
verholfen (dazu später mehr) – Wirbel deshalb, weil Rourke erst
kurz vor Beginn der Dreharbeiten beim Fahren unter Alkoholeinfluss in
Untersuchungshaft war. Die ursprüngliche Rolle des Wrestlers sollte
(kein Scherz) Nicholas Cage bekommen, doch Aronofsky wollte Rourke
und da Cage und Rourke gute Bekannte sind, hat sich das ohne
Blutvergießen erledigt.
2011 kam dann der Film, für den ich
stolz und mit erhobenem Haupt drei Mal ins Kino ging: BLACK SWAN. Gehypet durch den Zusatz "Ein Film von Darren
Aronofsky" war ich auch dementsprechend geil auf den Streifen –
und wurde nicht enttäuscht. Ein Psychothriller, wie ich ihn lange
nicht mehr gesehen habe: packend inszeniert, richtig besetzt und mit
schönem Ende, nämlich tödlich. Viele wollten dem Film einfach
nicht die Anerkennung geben, die er verdiente. Sicher, die Story ist
alt, das Konzept ist noch älter, ja, der Film flieht manchmal in die
Rubrik (Lesben-)Erotik, aber!: andere Aronofsky-Filme waren nicht
anders. Subtiler im Umgang, aber nicht anders. Mag sein, dass ich von
BLACK SWAN auch deshalb so geflasht wurde, weil es mein erster
D.A.-Film war, den ich im Kino um die Ohren geschossen bekam. (Anm.
d. Red.: Ich habe kein Heimkino-Multi-Surroundsound-Digital-3D-Paket
zu Hause zu stehen. Nur mein Fernseher und seine (im Vergleich)
mikrigen Böxchen. Da kommt kein Kinofeeling hoch, höchstens der
Unternachbar, der sich beschwert, dass der Fernseher so laut ist -und
für mich immernoch zu leise...-)
Worauf ich jetzt zu sprechen kommen
möchte, ist das großartige Talent von D.A., aus seinen
Schauspielern das letzte Körnchen herauszulocken, um ihnen
Höchstleistungen auch abzuverlangen. Auch wenn ich mich jetzt mit
den CRAMM-Rezis doppeln werde, aber der größte Beweis hierfür ist,
dass Darsteller in drei von fünf D.A.-Filmen für den Oscar und
den Golden Globe nominiert wurden (Ellen Burstyn für Requiem, leider
leer ausgegangen, Mickey Rourke für Wrestler, Golden Globe gewonnen,
Oscar nicht, Natalie Portman für Black Swan, totaler Abstauber). Ich
weiß nicht, wie es D.A. immer wieder hinbekommt, aber zumindest
kommt mir gerade eine Vermutung in den Sinn: Ein
Wiedererkennungsmerkmal von seinen Filmen sind die häufigen
Schnitte, die auch des öfteren allein das Gesicht als solches oder
Teile des Gesichts beleuchten. Somit sind die Darsteller gezwungen,
nicht nur gestisch alles hinzubekommen, sondern auch mimisch alles zu
geben. Andere Regisseure wie George Lucas, James Cameron oder Steven
Spielberg sind ja eher die Macher für weitläufige Aufnahmen, für
schöne Bilder, etc., wo dann die Darsteller ein (notwendiges) Mittel
sind, aber nicht in dem Maße gefordert werden wie bei einem Darren
Aronofsky. Und wenn dann doch für den einen oder anderen Darsteller
in Filmen der genannten Regisseure eine Oscarnominierung rausspringt,
hängt das neben der Absicht des Regisseurs auch sehr mit der
schauspielerischen Leistung zusammen (im Falle Steven Spielbergs sind
hier Liam Neeson als Oskar Schindler und Anthony Hopkins als John
Quincy Adams (Amistad) zu nennen). Klingt verwirrend? Ich weiß.
Verdammt, ich wollte doch nur ausführen, dass D.A. gerne das letzte
aus seinen Darstellern rausholt!
Letzter Punkt der ersten
persönlichen-Helden-Review ist das Verhältnis mit seinem
"Hofkomponisten" Clint Mansell.
Hier kommt ein besonderer Zug zum
Tragen, den man in Hollywood leider nur zu selten sieht. Die Treue zu
Partnern und langjährigen Wegbegleitern. Jeder einzelne D.A.-Film
wurde bis jetzt von Clint Mansell komponiert, einen Gedenkstein hat
er (der Clint) sich wohl selbst mit Requiem for a Dream gesetzt –
obwohl er noch weitaus mehr kann. Hier nun die Leistung zu jedem
einzelnen Score aufzuzeigen wäre nicht schön. Ich will ja auch mal
fertig werden.
Besondere Beleuchtung finden ob ihrer
Schönheit und Kreativität (RfaD lassen wir mal außen vor, der
wurde schon zu oft hochgehalten) die Scores zu THE FOUNTAIN und BLACK
SWAN. Auch auf die Gefahr hin, mich dann mit den CRAMM-Reviews zu
wiederholen. Ich liebe die Gefahr!
At first: THE FOUNTAIN.
Wieder so ein Film, den ich erst durch
die Musik kennenlernte. Auf der Suche nach weiterer schöner Musik
des ominösen Machers von Requiem for a Dream stieß ich dann bald
auf "Death is the Road to Awe" und "Together we willlive forever" – noch heute die
herausragenden Stücke des Scores. "Death is the Road to Awe"
repräsentiert einfach DAS musikalische Finale des Films und lässt
dementsprechend auch nochmal alle Themen, die irgendwie vorkommen,
aufleben und bringt das Ganze noch einmal auf eine höhere
dramatische Ebene... oder so. Am Ende endet es mit einem großen
Knall. Den zu erleben mit erstklassiger Anlage ist einfach ein
Hochgenuss... den ich bislang noch nicht verspürte. Aber eines
Tages!...
"Together we will live forever"
ist schlicht und ergreifend. Schlicht in der Melodie, ergreifend im
Verlauf. Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen. Hört einfach selbst
hinein, lohnenswert ist es allemal. Trust me. ;-)
At last: BLACK SWAN.
Ja, da steckt eine Menge Tschaikovsky
drin. Ja, der Herr Komponist hatte einen riesen Respekt vor dem
Projekt. Ja, es gilt den gesamten Score zu hören, von Anfang bis
Ende. Ja, es ist ein großartiges Album und es ist schade, dass die
Filmmusik nicht für den Oscar nominiert wurde, aber die Kategorie
"Adapted Score" (der z.B. im Bezug auf Musicalverfilmungen,
usw. vergeben worden ist, aber das Thema ist nochmal ein Thema für
sich) gibt es seit einiger Zeit nicht mehr. Und da weit über 50% der
Filmmusik tschaikovskisischen Ursprungs ist, hat es leider nicht für
eine Oscarnominierung gelangt. Aber das Album wurde in dem Sinne
gewürdigt, da man es bei den Grammy-Nominierungen berücksichtigte.
Zwar nicht damit auszeichnete, aber immerhin nominiert. Zum Score
selbst gibt es wenig zu sagen. Ich steh einfach auf die
Schwanensee-Musik und die Neuinterpretation durch eingefügte
elektronische Klänge und Eigenkomponiertes lässt die
Zerbrechlichkeit und Schönheit der Musik ordentlich zuspitzen. Auch
dieses Filmmusik-Album lohnt sich im CD-Regal. Zur Sicherheit einfach
nochmal durchhören im Musikgeschäft deines Vertrauens.
Mag sein, dass jene, die unbedingt
etwas über Darren Aronofsky wissen wollten, jetzt a) komplett
gelangweilt die letzten Worte verfolgen und b) diese Seite nie mehr
besuchen werden. Kann ich vollkommen verstehen! Aber jene haben ja
schon das, was ich vermitteln wollte: Die Kenntnis über einen der
größten Regisseure unserer Zeit, der selbst mit "kleinem"
Budget Großes vollbringen kann. Sein nächstes Projekt lässt zwar
so manchen stutzen, aber was soll's: Der gute Herr von Sezuan will
nämlich die Arche Noah reanimieren. Ich wünsche ihm an dieser
Stelle die besten Wünsche, dieses Projekt nach eigener Vorstellung
vollenden zu dürfen und freue mich schon auf das Ergebnis.
Der nächste Kandidat in dieser Reihe
ist ein Altmeister. Viele nennen ihn als Vorbild, offiziell ist er
der größte Regisseur unserer Zeit: Steven Spielberg in der nächsten
Ausgabe von "Alphas persönliche Helden".
Wenn ihr auf den Trichter gekommen seid
und selbst euren eigenen Helden im Blog ein Denkmal setzen wollt,
dann macht es! Wenn ihr dann dazu noch Klicks braucht, dann schickt
mir den Link zu eurer Seite, um ihn unter die dann folgenden Posts
dazuzupacken (auch nachträglich zu älteren). Und wenn ihr keinen
Blog habt, dann schickt es mir und ich veröffentliche es mit dem
Kürzel "i.A.".
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