Samstag, 9. Juni 2012

Persönliche Helden - Darren Aronofsky


Den Anfang der großen "Die Helden des Alpha"-Reihe macht der begnadete Regisseur Darren Aronofsky.


Hier einfach seine Lebensdaten runterzurasseln und dann nur ein wenig über die Filme zu lamentieren wäre einfach falsch. Der Mann hat mich nicht durch seine Ehe berührt, oder die Geburt seines Sohnes, sondern durch seine Werke. Spot an!

Auf Aronofsky bin ich, so wie wahrscheinlich die meisten von euch (?) über den Film REQUIEM FOR A DREAM gestoßen... und zu Requiem for a Dream bin ich über YouTube gestoßen, da 70% der dramatischen Videos mit der (schon lange Kultstatus erlangten) Filmmusik aus eben RfaD unterlegt wurden.

Also schnickeldischnack von einem *hust* Freund *hust* den Film geliehen, witzigerweise auf Englisch... und den Film reingezogen. Obwohl in Englisch sehend und somit dem Gesprochenen nicht immer ganz folgen könnend, waren doch aber die Bilder einfach grauenerweckend schön. Irgendwann habe ich mir auch die DVD des Films besorgt zum Immer-wieder-anschauen und zum "He, schau mal, der Film ist so Hammer...!"-Filmvorschlagen, wenn Freunde zu Besuch sind. Und weil ich den Film auch mal auf Deutsch sehen wollte. Witzigerweise hat meine DVD keine englische Sprachausgabe. Man kann es einem aber auch nie rechtmachen..
Und so war ein Phänomen in mir geboren, einfach IMMER auf einen D.A.-Film wie Bolle abzugehen.
Ich weiß nicht mehr, in welcher Reihenfolge dann die Filme kamen, entweder vorerst PI oder THE FOUNTAIN, beide Filme haben mich aber so an den Eiern gepackt, dass ich einem Darren Aronofsky wirklich jedes Projekt zutrauen konnte. Er brachte mein Hirn zum Explodieren mit PI (schöne Metapher, wenn man die mit unter letzte Szene bedenkt...) und mein Herz zum Bluten mit THE FOUNTAIN. Wirklich wirklich, wer diesen letzteren Film noch nie gesehen hat, gebt Bescheid, ich leih euch die DVD oder bei guter Anbindung fahr ich zu euch und hau euch so lange mit der DVD-Hülle auf den Kopf, bis ihr ihn sehen wollt!

Das darauffolgende Projekt THE WRESTLER sorgte dann für großen Wirbel in Hollywood, denn Señor Aronofsky hat es geschafft, Mickey Rourke wieder zu etablieren und ihm zu einen Golden Globe verholfen (dazu später mehr) – Wirbel deshalb, weil Rourke erst kurz vor Beginn der Dreharbeiten beim Fahren unter Alkoholeinfluss in Untersuchungshaft war. Die ursprüngliche Rolle des Wrestlers sollte (kein Scherz) Nicholas Cage bekommen, doch Aronofsky wollte Rourke und da Cage und Rourke gute Bekannte sind, hat sich das ohne Blutvergießen erledigt.

2011 kam dann der Film, für den ich stolz und mit erhobenem Haupt drei Mal ins Kino ging: BLACK SWAN. Gehypet durch den Zusatz "Ein Film von Darren Aronofsky" war ich auch dementsprechend geil auf den Streifen – und wurde nicht enttäuscht. Ein Psychothriller, wie ich ihn lange nicht mehr gesehen habe: packend inszeniert, richtig besetzt und mit schönem Ende, nämlich tödlich. Viele wollten dem Film einfach nicht die Anerkennung geben, die er verdiente. Sicher, die Story ist alt, das Konzept ist noch älter, ja, der Film flieht manchmal in die Rubrik (Lesben-)Erotik, aber!: andere Aronofsky-Filme waren nicht anders. Subtiler im Umgang, aber nicht anders. Mag sein, dass ich von BLACK SWAN auch deshalb so geflasht wurde, weil es mein erster D.A.-Film war, den ich im Kino um die Ohren geschossen bekam. (Anm. d. Red.: Ich habe kein Heimkino-Multi-Surroundsound-Digital-3D-Paket zu Hause zu stehen. Nur mein Fernseher und seine (im Vergleich) mikrigen Böxchen. Da kommt kein Kinofeeling hoch, höchstens der Unternachbar, der sich beschwert, dass der Fernseher so laut ist -und für mich immernoch zu leise...-)


Worauf ich jetzt zu sprechen kommen möchte, ist das großartige Talent von D.A., aus seinen Schauspielern das letzte Körnchen herauszulocken, um ihnen Höchstleistungen auch abzuverlangen. Auch wenn ich mich jetzt mit den CRAMM-Rezis doppeln werde, aber der größte Beweis hierfür ist, dass Darsteller in drei von fünf D.A.-Filmen für den Oscar und den Golden Globe nominiert wurden (Ellen Burstyn für Requiem, leider leer ausgegangen, Mickey Rourke für Wrestler, Golden Globe gewonnen, Oscar nicht, Natalie Portman für Black Swan, totaler Abstauber). Ich weiß nicht, wie es D.A. immer wieder hinbekommt, aber zumindest kommt mir gerade eine Vermutung in den Sinn: Ein Wiedererkennungsmerkmal von seinen Filmen sind die häufigen Schnitte, die auch des öfteren allein das Gesicht als solches oder Teile des Gesichts beleuchten. Somit sind die Darsteller gezwungen, nicht nur gestisch alles hinzubekommen, sondern auch mimisch alles zu geben. Andere Regisseure wie George Lucas, James Cameron oder Steven Spielberg sind ja eher die Macher für weitläufige Aufnahmen, für schöne Bilder, etc., wo dann die Darsteller ein (notwendiges) Mittel sind, aber nicht in dem Maße gefordert werden wie bei einem Darren Aronofsky. Und wenn dann doch für den einen oder anderen Darsteller in Filmen der genannten Regisseure eine Oscarnominierung rausspringt, hängt das neben der Absicht des Regisseurs auch sehr mit der schauspielerischen Leistung zusammen (im Falle Steven Spielbergs sind hier Liam Neeson als Oskar Schindler und Anthony Hopkins als John Quincy Adams (Amistad) zu nennen). Klingt verwirrend? Ich weiß. Verdammt, ich wollte doch nur ausführen, dass D.A. gerne das letzte aus seinen Darstellern rausholt!

Letzter Punkt der ersten persönlichen-Helden-Review ist das Verhältnis mit seinem "Hofkomponisten" Clint Mansell.


Hier kommt ein besonderer Zug zum Tragen, den man in Hollywood leider nur zu selten sieht. Die Treue zu Partnern und langjährigen Wegbegleitern. Jeder einzelne D.A.-Film wurde bis jetzt von Clint Mansell komponiert, einen Gedenkstein hat er (der Clint) sich wohl selbst mit Requiem for a Dream gesetzt – obwohl er noch weitaus mehr kann. Hier nun die Leistung zu jedem einzelnen Score aufzuzeigen wäre nicht schön. Ich will ja auch mal fertig werden.
Besondere Beleuchtung finden ob ihrer Schönheit und Kreativität (RfaD lassen wir mal außen vor, der wurde schon zu oft hochgehalten) die Scores zu THE FOUNTAIN und BLACK SWAN. Auch auf die Gefahr hin, mich dann mit den CRAMM-Reviews zu wiederholen. Ich liebe die Gefahr!

At first: THE FOUNTAIN.
Wieder so ein Film, den ich erst durch die Musik kennenlernte. Auf der Suche nach weiterer schöner Musik des ominösen Machers von Requiem for a Dream stieß ich dann bald auf "Death is the Road to Awe" und "Together we willlive forever" – noch heute die herausragenden Stücke des Scores. "Death is the Road to Awe" repräsentiert einfach DAS musikalische Finale des Films und lässt dementsprechend auch nochmal alle Themen, die irgendwie vorkommen, aufleben und bringt das Ganze noch einmal auf eine höhere dramatische Ebene... oder so. Am Ende endet es mit einem großen Knall. Den zu erleben mit erstklassiger Anlage ist einfach ein Hochgenuss... den ich bislang noch nicht verspürte. Aber eines Tages!...
"Together we will live forever" ist schlicht und ergreifend. Schlicht in der Melodie, ergreifend im Verlauf. Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen. Hört einfach selbst hinein, lohnenswert ist es allemal. Trust me. ;-)

At last: BLACK SWAN.
Ja, da steckt eine Menge Tschaikovsky drin. Ja, der Herr Komponist hatte einen riesen Respekt vor dem Projekt. Ja, es gilt den gesamten Score zu hören, von Anfang bis Ende. Ja, es ist ein großartiges Album und es ist schade, dass die Filmmusik nicht für den Oscar nominiert wurde, aber die Kategorie "Adapted Score" (der z.B. im Bezug auf Musicalverfilmungen, usw. vergeben worden ist, aber das Thema ist nochmal ein Thema für sich) gibt es seit einiger Zeit nicht mehr. Und da weit über 50% der Filmmusik tschaikovskisischen Ursprungs ist, hat es leider nicht für eine Oscarnominierung gelangt. Aber das Album wurde in dem Sinne gewürdigt, da man es bei den Grammy-Nominierungen berücksichtigte. Zwar nicht damit auszeichnete, aber immerhin nominiert. Zum Score selbst gibt es wenig zu sagen. Ich steh einfach auf die Schwanensee-Musik und die Neuinterpretation durch eingefügte elektronische Klänge und Eigenkomponiertes lässt die Zerbrechlichkeit und Schönheit der Musik ordentlich zuspitzen. Auch dieses Filmmusik-Album lohnt sich im CD-Regal. Zur Sicherheit einfach nochmal durchhören im Musikgeschäft deines Vertrauens.


Mag sein, dass jene, die unbedingt etwas über Darren Aronofsky wissen wollten, jetzt a) komplett gelangweilt die letzten Worte verfolgen und b) diese Seite nie mehr besuchen werden. Kann ich vollkommen verstehen! Aber jene haben ja schon das, was ich vermitteln wollte: Die Kenntnis über einen der größten Regisseure unserer Zeit, der selbst mit "kleinem" Budget Großes vollbringen kann. Sein nächstes Projekt lässt zwar so manchen stutzen, aber was soll's: Der gute Herr von Sezuan will nämlich die Arche Noah reanimieren. Ich wünsche ihm an dieser Stelle die besten Wünsche, dieses Projekt nach eigener Vorstellung vollenden zu dürfen und freue mich schon auf das Ergebnis.

Der nächste Kandidat in dieser Reihe ist ein Altmeister. Viele nennen ihn als Vorbild, offiziell ist er der größte Regisseur unserer Zeit: Steven Spielberg in der nächsten Ausgabe von "Alphas persönliche Helden".

Wenn ihr auf den Trichter gekommen seid und selbst euren eigenen Helden im Blog ein Denkmal setzen wollt, dann macht es! Wenn ihr dann dazu noch Klicks braucht, dann schickt mir den Link zu eurer Seite, um ihn unter die dann folgenden Posts dazuzupacken (auch nachträglich zu älteren). Und wenn ihr keinen Blog habt, dann schickt es mir und ich veröffentliche es mit dem Kürzel "i.A.".

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